Verantwortlich: Monika DiBenedetto
Bereitgestellt: 27.09.2021
Geschichte der Kirche Lindau
Ob nun St. Gallus oder St. Wendelin der Schutzpatron der ersten Kirche in Lindau war, jedenfalls vermutet man die Anfänge im 9. Jahrhundert. Das Kloster St.Gallen und somit auch die Kirchgemeinde Lindau standen lange unter kyburgischem Schutz, bis der Erbe der Kyburger Grafen, Rudolf von Habsburg, 1274 die Kirche Lindau gewaltsam in Besitz nahm. 1429 erwarb die Stadt Zürich den "Kirchensatz zu Lindau", und durfte also ihren ersten Geistlichen einsetzen. Er blieb aber nur für vier Monate.
Aus der Reformationszeit ist wenig überliefert, im alten Chorbogen ist die Jahrzahl 1483 erhalten geblieben. Lindau blieb eine sehr kleine und arme Kirche, bis sie 1711 mit der Aufnahme von Grafstal, Tagelswangen, Winterberg und Kleinikon zur heutigen Grösse wuchs. Nun wurde der Platz in der Kirche eng, sodass die Neumitglieder vorerst kein Abendmahl bekamen, was dem Pfarrer einen Rüffel vom Ratsmanual aus Zürich einbrachte. Aber auch nach der Kirchenvergrösserung von 1716 herrschte ständiges Gezänk um die Platzrechte der Eingesessenen. Zwei Grafstaler konnten sich nur dank ihrer guten Stimmen Plätze in den vorderen Reihen ergattern. Die letzten Platzrechte ("Kirchenörter") sollten erst mit dem Abbruch der Kirche 1895 fallen.
Die alte Kirche
Die nebenstehende Zeichnung aus dem Jahr 1843 zeigt uns die hübsche, von einem Dachreiter gekrönte damalige Kirche.
Angesichts des zunehmenden Platzmangels brachte die Kirchenpflege 1894 ein Projekt zur Erweiterung der Kirche mittels eines Querschiffs vor die Kirchgemeindeversammlung. Mit 71 zu 49 Stimmen wurde jedoch nach hitzigen Diskussionen ein Abbruch und Neubau beschlossen. Es folgte ein Rekurs gegen diesen Entscheid, ein neuer Vorschlag und schlussendlich der Beschluss, doch einen Neubau in Angriff zu nehmen. Der Maggi-Gründer Julius Maggi aus Kemptthal gehörte damals der Baukommission an.
Eine Kirche fürs 20. Jahrhundert
Am 11. Oktober 1896 wurde die neue Kirche feierlich eingeweiht - und zwar mit einer Kirchweih, woraus der heutige Begriff "Chilbi" entstand. Die Lindauer Jugend zog die vier Glocken mit dem Gesamtgewicht von fast 3000 kg hoch. Sie läuten seither in Es-Dur, weil ein Glockenset in D-Dur über 10'000 Franken gekostet hätte, also rund 2000 Franken teurer gewesen wäre. Die neue Orgel hingegen beherrschte sämtliche Tonarten zum selben Preis, 6500 Franken.
Das Platz-Problem mit dem Treppenaufgang löste sich rechtzeitig, weil das im Weg stehende Wohnhaus abbrannte. Die offizielle Brandursache: Die Geissböcke der geschädigten Familie hätten ihre Hörner derart heftig zusammengestossen, dass ein Funke das Feuer entfacht habe. Das gab in den Nachbargemeinden natürlich zu reden.
Jüngste Renovationen
1967/68 wurde die Kirche saniert, dabei wurde der offene Vorraum unter dem Turm mit einer Eisen-Glas-Türe nach aussen hin abgeschlossen. Das Chorgestühl und das Wandgetäfer im Schiff wurden entfernt, und der Innenraum erhielt sein heutiges Aussehen. Das Äussere wurde 1990 saniert
Mit gut hundert Jahren erhielt die alte Dame schliesslich kurz vor der Jahrtausendwende den bisher letzten Feinschliff. Neben notwendigen Sanierungen der Fenster und des Bodens gegen die Feuchtigkeit erhielt die Kirche einen Rollstuhlzugang, einen vergrösserten Chor und modernere Beleuchtung und Technik. Unter der Empore entstand ein helles Foyer, das nun nach dem Gottesdienst zu Gesprächen und manchmal auch zum Kaffee einlädt.
Nachdem nun soviel vom Gebäude die Rede war, bleibt noch anzumerken, dass eine Kirche tot ist, wenn sie nur als Gebäude mitten im Dorf steht. Gott lässt sich nicht in ein Gebäude einschliessen. Er will in den Herzen der Menschen wohnen und reden. Er will unser Handeln und unsere Wertvorstellungen prägen. Wo dies duch alle Zeiten geschah, war die Kirche lebendig, und sie wird es auch in Zukunft bleiben.
Bilder und Informationen aus: Emil Honegger, Die Gemeinde Lindau, 1986.
Aus der Reformationszeit ist wenig überliefert, im alten Chorbogen ist die Jahrzahl 1483 erhalten geblieben. Lindau blieb eine sehr kleine und arme Kirche, bis sie 1711 mit der Aufnahme von Grafstal, Tagelswangen, Winterberg und Kleinikon zur heutigen Grösse wuchs. Nun wurde der Platz in der Kirche eng, sodass die Neumitglieder vorerst kein Abendmahl bekamen, was dem Pfarrer einen Rüffel vom Ratsmanual aus Zürich einbrachte. Aber auch nach der Kirchenvergrösserung von 1716 herrschte ständiges Gezänk um die Platzrechte der Eingesessenen. Zwei Grafstaler konnten sich nur dank ihrer guten Stimmen Plätze in den vorderen Reihen ergattern. Die letzten Platzrechte ("Kirchenörter") sollten erst mit dem Abbruch der Kirche 1895 fallen.
Die alte Kirche
Die nebenstehende Zeichnung aus dem Jahr 1843 zeigt uns die hübsche, von einem Dachreiter gekrönte damalige Kirche.
Angesichts des zunehmenden Platzmangels brachte die Kirchenpflege 1894 ein Projekt zur Erweiterung der Kirche mittels eines Querschiffs vor die Kirchgemeindeversammlung. Mit 71 zu 49 Stimmen wurde jedoch nach hitzigen Diskussionen ein Abbruch und Neubau beschlossen. Es folgte ein Rekurs gegen diesen Entscheid, ein neuer Vorschlag und schlussendlich der Beschluss, doch einen Neubau in Angriff zu nehmen. Der Maggi-Gründer Julius Maggi aus Kemptthal gehörte damals der Baukommission an.
Eine Kirche fürs 20. Jahrhundert
Am 11. Oktober 1896 wurde die neue Kirche feierlich eingeweiht - und zwar mit einer Kirchweih, woraus der heutige Begriff "Chilbi" entstand. Die Lindauer Jugend zog die vier Glocken mit dem Gesamtgewicht von fast 3000 kg hoch. Sie läuten seither in Es-Dur, weil ein Glockenset in D-Dur über 10'000 Franken gekostet hätte, also rund 2000 Franken teurer gewesen wäre. Die neue Orgel hingegen beherrschte sämtliche Tonarten zum selben Preis, 6500 Franken.
Das Platz-Problem mit dem Treppenaufgang löste sich rechtzeitig, weil das im Weg stehende Wohnhaus abbrannte. Die offizielle Brandursache: Die Geissböcke der geschädigten Familie hätten ihre Hörner derart heftig zusammengestossen, dass ein Funke das Feuer entfacht habe. Das gab in den Nachbargemeinden natürlich zu reden.
Jüngste Renovationen
1967/68 wurde die Kirche saniert, dabei wurde der offene Vorraum unter dem Turm mit einer Eisen-Glas-Türe nach aussen hin abgeschlossen. Das Chorgestühl und das Wandgetäfer im Schiff wurden entfernt, und der Innenraum erhielt sein heutiges Aussehen. Das Äussere wurde 1990 saniert
Mit gut hundert Jahren erhielt die alte Dame schliesslich kurz vor der Jahrtausendwende den bisher letzten Feinschliff. Neben notwendigen Sanierungen der Fenster und des Bodens gegen die Feuchtigkeit erhielt die Kirche einen Rollstuhlzugang, einen vergrösserten Chor und modernere Beleuchtung und Technik. Unter der Empore entstand ein helles Foyer, das nun nach dem Gottesdienst zu Gesprächen und manchmal auch zum Kaffee einlädt.
Nachdem nun soviel vom Gebäude die Rede war, bleibt noch anzumerken, dass eine Kirche tot ist, wenn sie nur als Gebäude mitten im Dorf steht. Gott lässt sich nicht in ein Gebäude einschliessen. Er will in den Herzen der Menschen wohnen und reden. Er will unser Handeln und unsere Wertvorstellungen prägen. Wo dies duch alle Zeiten geschah, war die Kirche lebendig, und sie wird es auch in Zukunft bleiben.
Bilder und Informationen aus: Emil Honegger, Die Gemeinde Lindau, 1986.