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Geschichte der Kirche Brütten
LANDBOTE 24. Mai 1908
von Chronist E. Stauber
In diesen Tagen wurde in Brütten an ein Bauwerk die Hand der Zerstörung gelegt, das Jahrhunderte lang im Mittelpunkt des kirchlichen Lebens der Gemeinde stand. Das ehrwürdige Kirchlein muss einem Neubau weichen. Aus dem Mittelalter ragte es hinein in die Neuzeit; die Generationen folgten eine der anderen nach; allen diente die Kirche von der Wiege bis zum Grabe. In vielen tausend Stunden ward das göttliche Wort verkündet.
Das Kirchlein droben auf Bergeshöhe stand frühzeitig in engem Zusammenhang mit den feudalen Verhältnissen des Dorfes. Brütten, das schon im Jahre 876 als Britta urkundlich vorkommt, erscheint bereits im zehnten Jahrhundert als Besitzung des Klosters Einsiedeln; denn im Jahre 996 wiederholt Kaiser Otto III die früher dem Kloster erteilte Bestätigung der Urkunde seines Vaters und Grossvaters betreffend den Schutz für seine Besitzungen, unter denen auch Brittonia figuriert. Das Kloster Einsiedeln hatte nebst dem Grundzins und andern Gefällen auch den Zehnten inne und erbaute den Bewohnern von Brütten eine Kapelle, deren Einweihungsfest jeweilen am 28. März gefeiert wurde. Der Altar erhielt Reliquien vom hl. Grabe. Wahrscheinlich stammt der Mittelbau der alten Kirche noch aus jenen Zeiten, da Brütten eine Kapelle erhielt, also vermutlich aus dem zwölften Jahrhundert. Zum erstenmal erscheint in den Urkunden vom 25. mai 1233 ein Leutpriester. Als Erbauerin der Kapelle übte das Kloster Einsiedeln über dieselbe auch das Patronat aus und im Jahre 1349 wurde die Kirche vom Bischof Ulrich III von Konstanz dem Kloster inkorporiert und es erlaubte ihm der Bischof, die eingehenden ordentlichen Früchte wegen der grossen Schuldenlast zu seinem Nutzen zu verwenden, jedoch unter Vorbehalt eines angemessenen Teils für den beständigen Vikar, sowie der rechte der Kirche Konstanz und ihrer Archidiakons. Die Inkorporation bestand darin, dass dem Kloster Einsiedeln vom Bischof aus die kirche und das Pfrundvermögen, die ihm schon als Patronat gehörten, zu Eigentum zugewiesen wurde mit der Verpflichtung, Kirche und Pfarrer zu unterhalten. Da in Brütten der patron dem Pfarrer nur geringen Anteil am Zehnten zuwies, waren die direkten Leistungen des Klosters an die Pfrunde recht bedeutende und noch im Jahre 1807 verabfolgte Einsiedeln an die Pfarrei 40 Malter Haber, 42 Mütt Kernen, 10 Eimer Wein, 20 Gulden an Geld und 100 Wellen Stroh. Das Kloster Einsiedeln besass in der Gegend um Winterthur verschiedene Güter und Gefälle; der Zentralverwaltungshof befand sich in Brütten.
Als Patron hatte das Kloster auch das Recht der freien Kollatur, d.h. es konnte die Pfarrstellen besetzen. Die Reformation brachte dann hierin eine Aenderung, indem der Rat in Zürich das freie Kollaturrecht der Klöster beschränkte und es durften nur noch solche Kandidaten gewählt werden, welche er vorschlug. Bis zum Jahre 1834 wurden die reformierten Geistlichen von Brütten aus einem Dreiervorschlag des Rates von einem katholischen Patron, eben dem Fürstabt von Einsiedeln, ernannt. Unter dem Gelübte, welche der erwählte Pfarrer dem Abt leisten musste, befand sich auch das, dass der Zehnte dem Kloster getreulich erstattet werde. Im Jahre 1834 ging dann die Kollatur an den Stand Zürich über.
Seit den Tagen, da Zwinglis Lehre auch in der Kapelle zu Brütten Einzug hielt, also seit 1523, wirkten hier bis heute zwanzig reformierte Geitliche. Der erste war der schon vor der Reformation in Brütten amtende Pfarrer Guiderus Baltenschwiler, dessen Sohn, Enkel und Urenkel in der nämlichen Gemeinde als Seelsorger bestätigt waren. Am längten übte der Pfarrer Hs. Rudolf Fischer sein Amt aus, nämlich von 1626 bis 1685, also 59 Jahre lang.
Die alte Kapelle genügte im sechszehnten Jahrhundert den Bedürfnissen der wachsenden Gemeinde nicht mehr und im Jahre 1568 wurde das Schiff verlängert und auch im achtzehnetn Jahrhundert erfuhr die Kirche eine Vergrösserung. Im Jahre 1774 wurde nämlich das alte Chor niedergerissen und ein neues, weiteres aufgebaut.
Im Türmchen, das seit Jahrhunderten vom kirchendach aufragte, hingen drei Glocken. Die grösste trägt folgende Inschrift: „O Maria, du reine Maid, behuet uns hie und dort vor Laid. Anno domini 1502 jar.“ Die mittlere Glocke, die keine Jahrzahl hat, stammt nach dem gotischen Charakter aus noch viel früheren Zeiten und besitzt die nachfolgende Widmung: „O Rex Gloriae, Christe, veni cum pace“ (O König der Herrlichkeit, Christus, komm zu uns mit Frieden). Die kleinste Glocke, die 1697 aus der berühmten während fast vier Jahrhunderten bestehenden Glockengiesserei Füssli in Zürich hervorging, wurde 1777 im nämlichen Etablissement umgegossen.
Jahrhunderte lang ertönten die drei Glocken in ernsten und freudvollen Stunden;
Wie das Kirchlein werden auch sie nun verschwinden; sie wandern in die Glockengiesserei von Robert in Puntrut, dem die Lieferung des neuen Geläutes übertragen worden ist.
Zum Schluss verweilen wir noch einige Augenblicke bei den noch in den letzten Tagen blossgelegten Malereien an den Mauern der einstigen Kapelle. das Reichtum der Fresken beweist von neuem, dass im Mittelalter mit einer wahren Lust die Gotteshäuser mit Bildern bemalt wurden. Selbst an der Aussenseite der Ostmauer kam über der Türe ein Bild zum Vorschein, dasjenige des Christopherus, eines katholischen Heiligen, der als Riese mit dem Christuskind auf den Schultern dargestellt wird. Die Malereien in der Kirche stellten fast ausschliesslich Szenen aus dem Leben Jesu dar, so die Geburt Christi mit den Weisen aus dem Morgenlande, die Taufe, die Dornenkrönung, Jesus am Oelberg, die Kreuzigung, die Kreuzabnahme und andere. Einzelne Teile der Bilder waren recht gut erhalten, während andere aus verschiedenen Ursachen Schaden gelitten haben. weitaus am schönsten, in fast tadellosem Zustande, kam das Bild des heiligen Georg des Drachentöters zum Vorschein. Es befand sich an der Nische des mittleren Fensters der Ostmauer; Es wurde wie die übrigen Gemälde zur Zeit der Reformation übertüncht und später übermauert, da die Fensteröffnung schmäler gemacht wurde. Die Bilder zeigen frühgotischen Charakter und haben das ehrwürdige Alter von mehr als einem halben Jahrtausend. Einige wenige Partien wurden losgelöst auf Leinwand; wegen der Kürze der noch zur Verfügung stehenden Zeit konnten leider nicht mehr alle gut erhaltenen Malereien gerettet werden; sie wurden aber kopiert.
An Stelle des alten Kirchleins wird ein schmuckes Gotteshaus erstehen, das besser in die Neuzeit passt.
von Chronist E. Stauber
In diesen Tagen wurde in Brütten an ein Bauwerk die Hand der Zerstörung gelegt, das Jahrhunderte lang im Mittelpunkt des kirchlichen Lebens der Gemeinde stand. Das ehrwürdige Kirchlein muss einem Neubau weichen. Aus dem Mittelalter ragte es hinein in die Neuzeit; die Generationen folgten eine der anderen nach; allen diente die Kirche von der Wiege bis zum Grabe. In vielen tausend Stunden ward das göttliche Wort verkündet.
Das Kirchlein droben auf Bergeshöhe stand frühzeitig in engem Zusammenhang mit den feudalen Verhältnissen des Dorfes. Brütten, das schon im Jahre 876 als Britta urkundlich vorkommt, erscheint bereits im zehnten Jahrhundert als Besitzung des Klosters Einsiedeln; denn im Jahre 996 wiederholt Kaiser Otto III die früher dem Kloster erteilte Bestätigung der Urkunde seines Vaters und Grossvaters betreffend den Schutz für seine Besitzungen, unter denen auch Brittonia figuriert. Das Kloster Einsiedeln hatte nebst dem Grundzins und andern Gefällen auch den Zehnten inne und erbaute den Bewohnern von Brütten eine Kapelle, deren Einweihungsfest jeweilen am 28. März gefeiert wurde. Der Altar erhielt Reliquien vom hl. Grabe. Wahrscheinlich stammt der Mittelbau der alten Kirche noch aus jenen Zeiten, da Brütten eine Kapelle erhielt, also vermutlich aus dem zwölften Jahrhundert. Zum erstenmal erscheint in den Urkunden vom 25. mai 1233 ein Leutpriester. Als Erbauerin der Kapelle übte das Kloster Einsiedeln über dieselbe auch das Patronat aus und im Jahre 1349 wurde die Kirche vom Bischof Ulrich III von Konstanz dem Kloster inkorporiert und es erlaubte ihm der Bischof, die eingehenden ordentlichen Früchte wegen der grossen Schuldenlast zu seinem Nutzen zu verwenden, jedoch unter Vorbehalt eines angemessenen Teils für den beständigen Vikar, sowie der rechte der Kirche Konstanz und ihrer Archidiakons. Die Inkorporation bestand darin, dass dem Kloster Einsiedeln vom Bischof aus die kirche und das Pfrundvermögen, die ihm schon als Patronat gehörten, zu Eigentum zugewiesen wurde mit der Verpflichtung, Kirche und Pfarrer zu unterhalten. Da in Brütten der patron dem Pfarrer nur geringen Anteil am Zehnten zuwies, waren die direkten Leistungen des Klosters an die Pfrunde recht bedeutende und noch im Jahre 1807 verabfolgte Einsiedeln an die Pfarrei 40 Malter Haber, 42 Mütt Kernen, 10 Eimer Wein, 20 Gulden an Geld und 100 Wellen Stroh. Das Kloster Einsiedeln besass in der Gegend um Winterthur verschiedene Güter und Gefälle; der Zentralverwaltungshof befand sich in Brütten.
Als Patron hatte das Kloster auch das Recht der freien Kollatur, d.h. es konnte die Pfarrstellen besetzen. Die Reformation brachte dann hierin eine Aenderung, indem der Rat in Zürich das freie Kollaturrecht der Klöster beschränkte und es durften nur noch solche Kandidaten gewählt werden, welche er vorschlug. Bis zum Jahre 1834 wurden die reformierten Geistlichen von Brütten aus einem Dreiervorschlag des Rates von einem katholischen Patron, eben dem Fürstabt von Einsiedeln, ernannt. Unter dem Gelübte, welche der erwählte Pfarrer dem Abt leisten musste, befand sich auch das, dass der Zehnte dem Kloster getreulich erstattet werde. Im Jahre 1834 ging dann die Kollatur an den Stand Zürich über.
Seit den Tagen, da Zwinglis Lehre auch in der Kapelle zu Brütten Einzug hielt, also seit 1523, wirkten hier bis heute zwanzig reformierte Geitliche. Der erste war der schon vor der Reformation in Brütten amtende Pfarrer Guiderus Baltenschwiler, dessen Sohn, Enkel und Urenkel in der nämlichen Gemeinde als Seelsorger bestätigt waren. Am längten übte der Pfarrer Hs. Rudolf Fischer sein Amt aus, nämlich von 1626 bis 1685, also 59 Jahre lang.
Die alte Kapelle genügte im sechszehnten Jahrhundert den Bedürfnissen der wachsenden Gemeinde nicht mehr und im Jahre 1568 wurde das Schiff verlängert und auch im achtzehnetn Jahrhundert erfuhr die Kirche eine Vergrösserung. Im Jahre 1774 wurde nämlich das alte Chor niedergerissen und ein neues, weiteres aufgebaut.
Im Türmchen, das seit Jahrhunderten vom kirchendach aufragte, hingen drei Glocken. Die grösste trägt folgende Inschrift: „O Maria, du reine Maid, behuet uns hie und dort vor Laid. Anno domini 1502 jar.“ Die mittlere Glocke, die keine Jahrzahl hat, stammt nach dem gotischen Charakter aus noch viel früheren Zeiten und besitzt die nachfolgende Widmung: „O Rex Gloriae, Christe, veni cum pace“ (O König der Herrlichkeit, Christus, komm zu uns mit Frieden). Die kleinste Glocke, die 1697 aus der berühmten während fast vier Jahrhunderten bestehenden Glockengiesserei Füssli in Zürich hervorging, wurde 1777 im nämlichen Etablissement umgegossen.
Jahrhunderte lang ertönten die drei Glocken in ernsten und freudvollen Stunden;
Wie das Kirchlein werden auch sie nun verschwinden; sie wandern in die Glockengiesserei von Robert in Puntrut, dem die Lieferung des neuen Geläutes übertragen worden ist.
Zum Schluss verweilen wir noch einige Augenblicke bei den noch in den letzten Tagen blossgelegten Malereien an den Mauern der einstigen Kapelle. das Reichtum der Fresken beweist von neuem, dass im Mittelalter mit einer wahren Lust die Gotteshäuser mit Bildern bemalt wurden. Selbst an der Aussenseite der Ostmauer kam über der Türe ein Bild zum Vorschein, dasjenige des Christopherus, eines katholischen Heiligen, der als Riese mit dem Christuskind auf den Schultern dargestellt wird. Die Malereien in der Kirche stellten fast ausschliesslich Szenen aus dem Leben Jesu dar, so die Geburt Christi mit den Weisen aus dem Morgenlande, die Taufe, die Dornenkrönung, Jesus am Oelberg, die Kreuzigung, die Kreuzabnahme und andere. Einzelne Teile der Bilder waren recht gut erhalten, während andere aus verschiedenen Ursachen Schaden gelitten haben. weitaus am schönsten, in fast tadellosem Zustande, kam das Bild des heiligen Georg des Drachentöters zum Vorschein. Es befand sich an der Nische des mittleren Fensters der Ostmauer; Es wurde wie die übrigen Gemälde zur Zeit der Reformation übertüncht und später übermauert, da die Fensteröffnung schmäler gemacht wurde. Die Bilder zeigen frühgotischen Charakter und haben das ehrwürdige Alter von mehr als einem halben Jahrtausend. Einige wenige Partien wurden losgelöst auf Leinwand; wegen der Kürze der noch zur Verfügung stehenden Zeit konnten leider nicht mehr alle gut erhaltenen Malereien gerettet werden; sie wurden aber kopiert.
An Stelle des alten Kirchleins wird ein schmuckes Gotteshaus erstehen, das besser in die Neuzeit passt.